Vergaß dei Hamit net, weiter auf Spurensuche in der Kindheit - Teil II
Die erzgebirgische Bergstadt Johanngeorgenstadt liegt direkt an der tschechischen Grenze. Gleich hinter dem kleinen Grenzbach Schwarzwasser beginnt Böhmen. Bis zum weltbekannten böhmischen Kurort Karlsbad sind es nur wenige Autokilometer.
Johanngeorgenstadt hingegen bezeichnet man sehr gerne als die
Heimat des Schwibbogens. Das älteste bekannte Exemplar wurde 1740 in Johanngeorgenstadt aus Metall geschaffen. So kann man es beim Johanngeorgenstädter Heimatforscher Frank Teller nachlesen, der sich um die Erforschung dieses Lichterbogens weit über die Grenzen des Landes bekannt machte.
Nun wird die zwischen Fichtelberg und Auersberg gelegene Bergstadt einen
Schwibbogen der anderen Dimension erhalten. Gegenwärtig errichten fleißige Hände ein massives Fundament aus Stahlbeton. Auf fast 700 Tonnen Stahlbeton soll der aus 15 Tonnen Edelstahl bestehende und 25 Meter breite sowie ohne Kerzen 12,5 Meter hohe Schwibbogen befestigt werden. Alles läuft unter dem Motto: Johanngeorgenstadt bekommt den weltgrößten Schwibbogen.
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Blick von der Lessing Str. in Richtung Eibenstocker Str. und auf die linke Seite
des Platzes des Bergmanns (ehemals Standort des WISMUT Kaufhaus',
später Kaufhaus HO und Restaurant Tourist) |
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heute noch Armierungsstahl, bald schon 700 Tonnen Stahlboton für das Fundament |
Mit diesem 25m mal 12,5m Giganten will der durch seinen Uran-Abbau aus der WISMUT Zeit bekannte Ort den Sprung ins Guiness-Buch der Rekorde schaffen.Niemanden verwundert es, dass sich demnächst die traditionellen bergmännischen Motive unter dem Bogen mit dem Lichterkranz widerspiegeln. Dann gehört solch ein gestalterischer Fehltritt wie im nächsten Foto der Vergangenheit an.
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rechts neben der Baustelle und unweit des früheren WISMUT Kaufhauses
und seinem Restaurant TOURIST |
So, aber viel, viel größer soll er einmal aussehen, der neue Riesenschwibbogen von Johanngeorgenstadt.
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Aufnahme vom 22. März 2008 |
Das Original steht am (fast) höchsten Punkt von Johanngeorgenstadt an der
Grenzlandbaude (wie kann es in Johanngeorgenstadt anders sein, der seit Jahren dem Verfall preisgegebenen, bei den Einheimischen und Touristen früher sehr beliebten Gaststätte Grenzlandbaude) . Bei allen zu dieser Frage gesprochenen Menschen kam der Stolz zum Ausdruck, dass Johanngeorgenstadt dann den größten Schwibbogen der Welt hat.
Vielleicht gelingt es den Johann'städter Stadtvätern, dass der Lichterbogen wie in Gelenau (der Stadt mit dem im Moment noch weltgrößten Schwibbogen) zu einem echten Aushängeschild und zugleich zu einem touristischen Zugpferd wird.
Vielleicht fahren ab Dezember 2012 die monatlich 100.000 Freunde des billigen Alkohols, der billigen Zigaretten, des billigen Mittagessens, des billigen Friseurs, des billigeren Benzins und der billigen Liebe nicht nur entlang der Staatsstrasse 272, dem sogenannten Zigarettenhighway nach Johanngeorgenstadt.
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wären das alles Trabant, Wartburg und Co, könnte man an ein Foto zur Öffnung der innerdeutschen Grenze 1989 glauben.... |
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....... doch es war der 3. Oktober 2012, Tag der Deutschen Einheit, kilometerlange Autoschlange
vor dem tschechischen Grenzübergang in Johanngeorgenstadt |
Vielleicht nutzen ab Dezember einige von ihnen auch die Karlsbader- oder die Schwarzenberger Straße zu einer Fahrt hoch in die Mitte der Stadt, zum Platz des Bergmanns und für einen Besuch des hoffentlich neuen Wahrzeichens der Stadt.
Vielleicht kehren sie dann auch in eine der wenigen, verbliebenen Gaststätten ein oder kaufen in den an wenigen Fingern abzählbaren und um die Existenz kämpfenden Mittelständlern doch noch einige Produkte ein.
Vielleicht belebt das wieder etwas mehr die alte Stadt am Berg, denn von den wenigen Euros aus den Parkautomaten um den Grenzübergang im Wittigsthal herum kann im Vergleich zu den Millionenumsätzen auf den Vietnamesen Märkten im tschechischen Poducki in Johanngeorgenstadt niemand leben.
Mit diesem
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Spurensuche in der Kindheit und der Hamit