Wir sehen heute einen original erzgebirgischen Weihnachtsengel und dahinter die Kuppel der Dresdner Frauenkirche. Diese Holzfiguren auf dem Markt sind 80 bis 150 cm groß und es gibt sie in fast allen Größen. In meiner erzgebirgischen Heimat standen früher und stehen noch heute zwei Figuren hinter fast jedem Fenster, der Bergmann und der Lichterengel. In der Zeit, als es noch keinen elektrischen Strom gab, standen Lichter in den Fenstern der Häuser im Gebirge. Sie zeigten mit ihrem Schein den Bergleuten den Weg heim zu ihren Familien. Diese Tradition hält man im Gebirge bis heute wach. Daran erinnern sich ganz bestimmt die wenigsten Besucher des Striezelmarktes, wenn sie hoch zu diesem Lichterengel schauen.
im Gedicht URAN (2011) von Frau Gerda Koci heißt es:
Engel, Bergmann, schwibbsche Boochen
Sin offs Fensterbrett gezoochen
Ja, der "schwibbsche Boochen", der Schwibbogen oder Lichterbogen gehört ebenso zur Weihnachtszeit im Erzgebirge, wie der Lichterengel und der Bergmann. Der Schwibbogen symbolisiert im bergmännischen Sinne den Eingang zum Stollen und er drückt zugleich die Freude der Bergleute am Licht aus. Vor jeder Schicht, die der Bergmann Fahrt nannte, hingen die Bergleute am Mundloch, dem Eingang zum Stollen, ihre Lampen auf und knieten zum Gebet nieder.
Ein andere Deutung der Entstehung des Schwibbogens geht vom traurigen Ende vieler Bergleute in der Silberschätzen aus. Durch die wenig stark gesicherten und tief in die Berge getriebenen Stollen, gab es sehr viele Unfälle. Bei der Beerdigung dieser Bergleute stellte man symbolisch einen solchen Bogen am Grab des Bergmanns auf. An diesen Bogen hingen die Bergleute ihre Lampen auf. (man müsste eher von Leuchten oder Öllämpchen sprechen) Durch diesen Bogen trug man den Kumpel zu seiner letzten Fahrt hindurch, seiner letzten Fahrt in die Erde hinein. Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt......
Winter im Erzgebirge, Schwibbogen mit Motiv Johanngoergenstadt |
Sommer im Erzgebirge, Schwibbogen mit Motiv Johanngoergenstadt |
In einer Ausstellung, gezeigt in der ehemaligen Pestalozzi Oberschule in Johanngeorgenstadt, sind Ausstellungsstücke ab 1732 zu sehen gewesen, die einen kleinen Einblick erlaubten, wie diese letzte Fahrt eines Bergmanns im Erzgebirge stattfand.
Damit dieser 5. Tag vor dem Weihnachtsfest nicht ganz so traurig endet, zeige ich noch einige Nachbildungen der ersten Schwibbögen aus Johanngeorgenstadt:
Vorderansicht |
Rückansicht |
der Tradition verbunden, Schwibbögen aus Johanngeorgenstadt |
6 Kommentare:
Sehr schöner Brauchtum.... Beim heutigen Materialrausch ist es wichtig, dass die Ursprungsgeschichten nicht in Vergessenheit geraten.
Ein bisschen ernst schaut er, der Lichtengel.... Aber bei dieser Kulisse......
bbbbbrigitte
schön dieser Brauchtum früher war von diesem Weihnachtsengel!!!
Lieben Gruss Elke
Jeden Tag freue ich mich auf Deinen Adventkalender.
Lieben Gruß
Lemmie
Schwibbögen kenne ich natürlich, eine ganz einfache Version davon steht seit zig Jahren in der Adventsszeit bei Mutti im Hoffenster. Über die Bedeutung des Schwibbogens wusste ich allerdings nichts - danke für deine Ausführungen und auch danke für deinen wunderschönen, interessanten Adventskalender!
Liebe Grüße, Gerlinde
Lieber Egbert,
Wunderschöne Aufnahmen sind das wieder. Habe mal gehört, dass der "Ur-Schwippbogen" wie Deine letzten Bilder zeigen, das Himmels Zelt darstellen sollte und darunter die Motive von Adam und Eva im Paradies - also wie abgebildet... Auch die anderen Versionen kenne ich. Zu den Figuren Bergmann und Engel kenne ich noch fgd. Version: so wurden früher wohl so viele Bergmänner und Engel ins Fenster gestellt, so viele Kinder die Familie hatte, also die Bergmänner für Jungen und die Engel für Mädchen. Somit wusste jeder, wieviele Kinder im Hause wohnten.
Dein Adventskalender ist wieder wunderschön :-)
Einen schonen 4. Advent Euch noch
LG Birgit
Diese Figuren sind ja wirklich richtig groß, aber einfach wundervoll.
Auch die Schwibbbögen sind herrlich und mit Sommer im Hintergrund sehen sie fast ein wenig unecht aus, zumindest empfindet man es so, weil man ihnen ja immer Schnee assoziiert.
Vielen Dank, dass du uns einen Eindruck vermittelt hast, wie ein Bergmann bestattet wurde. Das war mir so noch gar nicht bewusst.
Liebe Grüße
Christa
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